Aufgrund der Verzögerung im Juni (die Fotos sind übrigens immer noch nicht da 🙁 ) gibt es jetzt ein „Aktuelles“ für Juli und August.
Dafür aber ein paar mehr Bilder 🙂

Aber erst mal zu den Faröern.
Nie gehört? Da sind Sie nicht alleine!

Fußballfans kennen vielleicht den Namen, weil die Fußballmannschaft der Faröer gefürchtet ist. Sie besteht nämlich nur aus Amateuren und brauchte eine Ausnahmegenehmigung, um an Profi-Wettbewerben teilzunehmen, die Jungs haben sich nämlich immer wieder qualifiziert.

Gefürchtet sind sie aus zwei Gründen:

Zum einen sind es keine hochbezahlten Profis, die gerne mal spielen wie „Flasche leer“, sondern hochmotivierte Amateure, die Spaß am Sport und einen unbändigen Nationalstolz haben.
Da schauen die hochbezahlten „leeren Flaschen“ schon mal in die Röhre!

Der zweite Grund ist die Lage im Nordatlantik, es ist kühl (11 – 14 Grad im Sommer), windig und regnerisch, nichts für Warmduscher.
Viele Profis fürchten auch den Flug. Die Start- und Landebahn ist nämlich extrem kurz und hat an einem Ende eine Klippe mit 30 Metern, danach einen See und am anderen Ende eine Klippe mit 300 Metern, danach das Meer. Da ist nicht viel Spielraum für den Piloten!

Ebenso wie ihre Fußballmannschaft sind auch die übrigen Bewohner stolz in solch widrigen Bedingungen zu überleben.
95% des Bruttosozialproduktes kommen vom Fischfang und um diese Fische zu fangen, muß man raus aufs Meer. Schön, wenn man das als entspannte Freizeitaktivität bei schönem Wetter tut – ziemlich gefährlich, wenn man den Fisch zum Überleben braucht, denn dann muß man bei jedem Wetter raus!
Es gibt tatsächlich ein Dorf, das verlassen wurde, weil alle (!) männlichen Bewohner auf See geblieben sind.

Ansonsten gibt es noch die Schafe, aber auch von denen können auf den Inseln nur 70000 leben. Künstliches Kraftfutter ist zu teuer und die Schafe leben ziemlich wild, so daß sie auch nicht immer zu erreichen sind.
Landwirtschaft in unserem Sinne mit quadratkilometergroßen Feldern und industrieller Bearbeitung gibt es aufgrund des Klimas und der steilen Hänge nicht.
Selbst das Gras für das Winterfutter der Schafe muß mühsam mit kleinen Handmähern geschnitten werden und zum Trocknen per Hand mit einem Rechen verteilt werden, auch noch heute!
Zum Glück hilft die ganze Familie mit.

Als Gemüse gibt es Steckrüben, Zwiebeln und Kartoffeln auf winzig kleinen Äckern. Unkraut jäten und ernten ist alles Handarbeit.
Elektrizität gibt es erst seit 1956, bis dahin kam auch nur einmal im Jahr ein Versorgungsschiff aus Dänemark mit den Gütern, die nicht auf den Inseln verfügbar waren, also so ziemlich allem, was wir heute als selbstverständlich im Supermarkt einkaufen.

Ganz schön karg!
Trotzdem strotzten die Einwohner vor Gesundheit.

Und nochmal im Detail:
Es gab praktisch keine Kuhmilchprodukte mangels Milchkühen.
Zucker war ein absolutes Luxusgut und wurde selten verzehrt.
Weizen war Mangelware, weil er auf den Inseln nicht wächst.
Nüsse aus dem gleichen Grund nicht.

Na, klingelts?
Ganz schön NuNalife-ig, oder?
Und die Leute waren gesund trotz widrigster Bedingungen, auch ganz schön NuNalife-ig!

OK – sie haben Schaffleisch gegessen, aber diese Schafe haben ein glückliches Leben in freier, gesunder Umgebung geführt und nur ungedüngtes Gras und Kräuter gefressen – vergleichen Sie das mal mit dem, was ein deutsches Mastschwein so bekommt und vom Leben hat.

Darüber hinaus gab es das Problem der Haltbarmachung. Räuchern kam mangels Holz (da gibt’s keine Bäume) nicht in Frage, ebenso wenig Pökeln, weil auch Salz zu teuer war.
Übrig blieb nur das Trocknen in der salzhaltigen Seeluft, das zu einem Fermentierungsprozess führte. Diese Art der Konservierung wird noch heute angewandt. Es gibt verschiedene Reifegrade, der beste hat eine grünliche Außenhaut, nichts für empfindliche Nasen!

Und ansonsten gab es fast täglich Fisch, den aber ganz frisch, da er praktisch vor der Haustür gefangen wurde, eine Omega 3 Bombe vom feinsten!
Als Beilage Kartoffeln und Rüben, eintönig aber besser als Pizza und Burger.
Und, wie gesagt – die Leute waren kerngesund, keine Allergien, keine Herz-Kreislauferkrankungen, von Autoimmunerkrankungen ganz zu schweigen.

Heute sieht das anders aus. Im Supermarkt gibt es alles jederzeit zu kaufen, Pizza- und Dönerbuden schießen aus dem Boden und finden reichlich Kunden.
Das Ergebnis?
Ziemlich viele Übergewichtige, vor allem Kinder.
Allergien und die übrigen Zivilisationskrankheiten sind auf dem Vormarsch, erstaunlich viele Kinder tragen Brillen, die Pharmaindustrie freut’s, endlich können auch in der ehemaligen Omega 3 Hochburg Beta-Blocker abgesetzt werden!

Aber immer noch weniger als in den anderen europäischen Ländern, denn viele Faröer halten hartnäckig an ihren Traditionen fest.
Und so werden eben noch trotz winziger Äcker und Handarbeit Kartoffeln und Rüben angebaut und nach wie vor viel frischer Seefisch gegessen.

Es gibt aber noch eine andere uralte Tradition, die die Faröer öfter in die Schlagzeilen bringen: Der Grindwalfang.

Und das war der eigentliche Anlaß für dieses „Aktuelles“.

Bevor Sie jetzt Schnappatmung bekommen und den Sea Shepherds beitreten (was eigentlich ein guter Gedanke ist) erstmal das, was ein Faröer uns erzählt hat:
Wie schon erwähnt war das Leben auf den Inseln extrem karg und gefährlich. Die Inseln können nicht mehr als 70000 Schafe ernähren, der Fischfang ist zeitweise unmöglich wegen heftigster Stürme und extremen Wellengang, besonders im Winter.
Die Bewohner waren also auf weitere Nahrungsquellen angewiesen, um überleben zu können.
Die fanden sie bei den Grindwalen.
Die Grindwale kommen zu bestimmten Zeiten in die flachen Buchten der Faröer und werden dort auf traditionelle Weise gejagt. Ein ziemlich blutiges Unterfangen, aber dieser Fischer erklärte, wie das funktioniert. Die Details sind nichts für schwache Gemüter, aber er versicherte, das der Wal in 3 Sekunden tot sei.
Das Walfleisch kann nicht gekauft werden, es wird nach uralter Tradition an die Einwohner verteilt – kostenlos!

Das Ganze nennt sich Grindarap und war früher ein Fest, bei dem alles stehen und liegengelassen wurde, um dabei zu helfen.
Wenn so ein Grindarap erfolgreich war, gab es natürlich am nächsten Tag reichlichst zu Mittag. Der Fischer erzählte mit einem Schmunzeln, daß die erste Stunde in der Schule nach dem Mittagsessen ziemlich ruhig war, weil alle – inklusive – Lehrer erstmal eingeschlafen sind.
Geschadet hat es offenbar nicht, denn die Faröer sind ansonsten ziemlich ausgeschlafen!

Weiter erzählte er, daß streng darauf geachtet wird nicht mehr Wale zu erlegen, als gebraucht werden. Diese Jagd findet seit mehr als 1000 Jahren statt und es wird darauf geachtet, daß der Bestand erhalten bleibt, wenn also weniger Wale kommen werden auch weniger gefangen. Ganz schön nachhaltig gedacht.
Grindwale werden 3-5 Meter lang und gehören nicht zu den gefährdeten Arten.

Nun ja, Walfang ist zu Recht nicht sehr populär und die anderen Länder, die ihn noch betreiben, nämlich Japan und Norwegen (angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken), stehen ganz schön in der Kritik, allerdings wird dort das Walfleisch (natürlich nach der wissenschaftlichen Auswertung) zu horrenden Preisen verkauft, ein profitables Geschäft. Zum Glück beschränken die sich wenigstens auf nicht bedrohte Arten, behaupten sie zumindest.

Diese Länder jagen die Wale mit modernster Technologie, Echolot, Präzisionsharpunen, Drohnen und was der Techno-Baukasten noch so hergibt.
Wenn man im Gegenzug den Faröer sieht, der bis zur Brust im 6 Grad kalten Wasser steht und den Fang hinterher gerecht verteilt, ist das schon eine andere Nummer.

Keinesfalls wollen wir hier ein Plädoyer für den Walfang abgeben, doch es war schon ein ziemlicher Eye-Opener, mal mit den Leuten persönlich gesprochen zu haben, was die Sea Shepherds übrigens nie getan haben.
Übrigens ist der Walfang für die Inuit (auf althochdeutsch: Eskimos) offiziell erlaubt und zwar auch mit modernsten Methoden, obwohl auch die mit Lebensmitteln optimal versorgt werden (und auch immer dicker werden s.o.).
Viele von denen sind übrigens eine Art dänischer Staatsbürger.

Also nochmal und ganz deutlich: Dies ist kein Plädoyer für den Walfang!

Aber was zu Denken gibt:
Das Hauptargument gegen den Walfang ist, daß man intelligente Säugetiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten nicht töten sollte (wir sehen jetzt mal ab von den zigtausenden Delphinen, die beim Thunfischfang sterben, interessiert ja auch keinen, denn gegessen wird ja der Thunfisch und der ist bekanntlich kein Säugetier).

Hmmmm, intelligente Säugetiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten…..

Schweine sind saumäßig intelligent und haben ein extrem ausgeprägtes Sozialverhalten……
Diese armen Schweine bekommen Hormone, Antibiotika, Steroide und Kraftfutter, der Tag/Nachtrythmus wird künstlich gesteuert (die armen Schweine kennen sowieso kein Tageslicht, von Sonne und frischer Luft ganz zu schweigen, gehen Sie mal in einen Schweinestall, den Geruch werden Sie über Tage nicht mehr los). Bewegen können die sich auf maximal 1,2 Quadratmetern, weil Bewegung Energie verbraucht, die sonst in Fleischaufbau geht, dann wachsen sie langsamer und bringen weniger Geld ein.

Wale sind äußerst sympathische Tiere, aber Schweine, immerhin ein Glückssymbol an Sylvester, doch wohl auch.
Wir würden uns wünschen, daß die Sea Shepherds mal mit den Faröern reden würden und vielleicht mal einen Schweinemastbetrieb besuchen, bei den Grindwalen geht es um 200 Tiere, bei den Schweinen um zig Millionen und das gleiche gilt für Gänse, Hühner und Kühe.
Und Sie möchten gar nicht wissen, wieviel von diesem Fleisch letztendlich weggeworfen oder aus Gründen der Preisstabilität vernichtet wird.
Nachhaltig?
Umweltfreundlich?
Gerecht verteilt?

Was hat das jetzt mit NuNalife zu tun?

Na ja, als sich die Faröer noch traditionell ernährt haben, waren sie gesund, mit dem Übergang zur modernen Ernährung wurden sie krank, klar, eine Binsenweisheit.
Aber was bewundernswert ist, ist das Festhalten an alten (gesunden) Traditionen.
Die müssten nicht mühsam Kartoffeln per Hand anbauen (gibt’s jederzeit im Supermarkt, die kommen dann aus Israel), die eigenen schmecken aber besser. Die müssten keinen Fisch mehr fangen, den gibt’s tiefgefroren ebenfalls im Supermarkt.
Klamotten aus China und Indien gibt’s da auch zu kaufen, doch viele tragen immer noch ihre selbstgestrickten Pullover aus der Wolle einheimischer Schafe.

Es erinnert alles ein bißchen an Asterix, Sie wissen schon: „Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein, ein kleines Dorf leistet hartnäckig Widerstand!“

Wir könnten von den Faröern (und auch von besagten Galliern) ziemlich viel lernen!

Der Werbeslogan der Faröer trifft den Kern:
„Unspoilt, unexplored, unbelievable!“

„Unverdorben, unerforscht, unglaublich!“

Es werden von Jahr zu Jahr mehr Touristen (leider), wenn Sie die Faröer noch wirklich unspoilt erleben wollen, wird es Zeit sie zu besuchen, unbelievable werden sie immer bleiben!